Mit Videos lernen: 3 Empfehlungen

Mit Videos lernen: 3 Empfehlungen

Der Einsatz von Videos im Unterricht wird oft diskutiert. Wann wird Wissen sinnvollerweise mit audiovisuelle Medien vermittelt? Wann eignen sich andere Medientypen besser? Im nachfolgenden Beitrag stelle ich drei Empfehlungen vor, um im Unterricht einen echten Mehrwert zu schaffen.

1. Individuelles Lernen fördern


(Beispiel: In diesem Lernvideo wird der Satz von Pythagoras erklärt (Quelle: Youtube))

Im privaten Umfeld nutzen wir sie schon lange: Erklärvideos aus dem Internet. Zu allen möglichen Themen gibt es sie – auch zu den meisten Unterrichtsthemen, z.B.:

Im Internet verfügbare Videos bieten viel Potential für den Unterricht:

1. Erklärvideos vermitteln Wissen zum richtigen Zeitpunkt – vorausgesetzt, Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit die Videos über eigene Geräte anzusehen. Arbeiten Lernende an konkreten Aufgaben, findet der Input erst statt, wenn dieser für die Weiterarbeit benötigt wird. Im Gegensatz zum klassischen Vortrag, der Wissen auf Vorrat vermittelt, bringen Videos die Inhalte erst, wenn bei den Lernenden ein echtes Bedürfnis nach einer Erklärung entsteht. Lernende müssen dazu aktiv werden.

2. Erklärvideos helfen den Unterricht besser an die unterschiedlichen Leisungsniveaus anzupassen. Anfängerinnen und Anfänger stoppen Videos an ausgewählten Stellen, sehen nicht Verstandenes mehrmals an oder repetieren Inhalte zu einem späteren Zeitpunkt. Fortgeschrittene hingegen überspringen bereits Bekanntes oder lassen einzelne Videos ganz aus. Besonders Interessierte werden zudem durch alternative und weiterführende Videos dazu eingeladen, sich weiter im Thema zu vertiefen. Dadurch kann jede und jeder selbstreguliert nach individuellem Tempo lernen, während Lehrpersonen verstärkt die Rolle als Lernbegleiter einnehmen können.

2. Abläufe und komplexe Sachverhalte erklären


(Beispiel: ein komplexer Ablauf wird mittels Videoanimation dargestellt (Quelle: Youtube))

Erklärvideos ergänzen oder ersetzen einzelne Inputs von Lehrpersonen. So können (kontroverse) Aussagen von Experten, Meinungen von Betroffenen, Tipps von Praktikern und Beispiele aus dem Alltag in den Unterricht mit einbezogen werden. Der Lerngegenstand wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, was hilft das Gelernte besser zu verorten.

Zudem sind bestimmte Dinge schwierig zu erklären: oft fehlen gute (und animierte) Visualisierungen, griffige Formulierungen und passende Beispiele. Warum also nicht gut aufbereitete Videos einsetzen? Abläufe und komplexe Sachverhalte lassen sich aus zwei Gründen besonders gut mit dem Medium Video vermitteln:

1. Videos sind zeitabhängige Medien und eignen sich insbesondere für die Darstellung von Informationen, die ebenfalls einem zeitlichen Ablauf folgen, z.B. alle Arten von Anleitungen, Abläufen und Prozessen. Schrittweise wird das Vorgehen erklärt und illustriert, so dass die Komplexität der Gesamtheit auf einzelne, zeitlich abgegrenzte Phasen/ Schritte heruntergebrochen wird. Durch die Linearität werden Lernende durch den vorstrukturierte Lerninhalt geführt.

2. Hinzu kommt, dass in Videos visuelle und auditive Informationen gleichzeitig vermittelt werden. Durch die Doppelkodierung kann das menschliche Gehirn Informationen besser aufnehmen und miteinander verknüpfen (vgl. Theorie der dualen Kodierung von Paivio). Besonders bei komplexen Themen unterstützt das gleichzeitige Betrachten der (bewegten) Bilder und das Anhören der entsprechenden Erklärungen die Lernenden bei der Informationsverarbeitung. Ein Hin- und Herwechseln von Text zu Grafik erübrigt sich.

3. Authentische und situierte Informationen einbeziehen


(Beispiel: Vulkanausbruch in Island (Quelle: Youtube))

Das Medium Video ermöglicht Lehrpersonen ausserschulische Ereignisse direkt in den Unterricht einzubringen, ohne dafür das Schulzimmer zu verlassen. So können dank dem Medium Video Geschehnisse aus nächster Nähe erfahrbar gemacht werden – Geschehnisse, die Lernenden aus zeitlichen oder örtlichen Gründen sonst verwehrt blieben würden.

1. Aufnahmen und Reportagen von geschichtsträchtigen oder kulturell bedeutungsvollen Momenten können den Unterricht wesentlich bereichern. Sie bilden nicht nur Fakten ab, sondern zeigen authentische Situtionen mit echten Menschen an realen Orten – Dinge, die nicht ohne weiteres in schriftlicher Form beschrieben werden können.

2. Auch (seltene) Naturphänomene wie z.B. Vulkanausbrüche, das Jagdverhalten von Wanderfalken oder das Phänomen der Nordlichter können durch Videos in allen Details festgehalten, veranschaulicht und besprochen werden. Nicht zuletzt helfen Videos Dinge aus extremen oder ungewöhnlichen Perspektiven zu betrachten. So können gefährliche und aufwändige Experimente aus nächster Nähe beobachtet, sehr langsame oder schnelle Bewegungsbläufe mittels Zeitraffer oder Zeitlupe sichtbar gemacht und winzige oder weit entfernte Motive durch Mikro- oder Teleskopkameras gezeigt werden.

3. Neben kulturellen Ereignissen und Naturphänomenen können mittels Video auch Einblicke hinter verschlossene Türen gewährt werden. So bieten Videos authentische Einblicke in Flüchtlingscamps, Rechenzentren von Google oder in Künstlerateliers.

Tipp: Bei der Auswahl von Videos für den Unterricht ist insbesondere darauf zu achten, dass a) die vermittelten Informationen stimmen und vollständig sind, dass b) Videos relativ zu den jeweiligen Aufträgen nicht zu lange dauern und dass c) die Informationen in einer für die Zielgruppe verständlicher (Bild-)Sprache vermittelt werden.

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